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Kann die Blogosphäre die „Journal-Sphäre“ ersetzen? /Update

Das kann Sie natürlich nicht. Aber sie kann sie erweitern.

Ausgangspunkt der Betrachtung ist eine Anmerkung zu einer Andrew Gelman Äußerung von Rajiv Sethi welche eben stattfindet. Sethi vertritt die Auffassung das Blogs in der Zukunft Ecksteine ökonomischer Studien/Untersuchungen darstellen werden.

Ich teile Gelmans Auffassung das Krugman und andere über Blogs etwas mehr in Richtung Sprache des Volkes gehen und weniger technisches Blabla von sich geben. Der wichtigste Punkt aber ist, das in Blogs im Verhältnis zu Journal-Veröffentlichungen der Kreis der Kritiker wesentlich größer ist und damit die Kritiken aus anderen Betrachtungswinkeln als der reiner Fachjournal-Leser kommen.

Und das wiederum ist das komplette Gegenteil dessen was auch erst vor wenigen Tagen die Runde machte als sich Kartik Athreya darüber ausgelassen hat wie wenig Blogger doch von Ökonomie verstehen und das man sie daher doch nicht beachten sollte.

Die Aussagen gelten für andere Fachbereiche natürlich entsprechend. Die Blogosphere (im Sinne von Fach-Blogs) dient meiner Ansicht nach der Information und hernach auch der Auseinandersetzung im Volk über Fachthemen. Dafür ist es ob der Tiefe der Betrachtungsweisen und der Interaktion besser geeignet als z.B. das Fernsehen oder Bücher. Natürlich haben Blogger eher selten das Format eines Paul Krugman oder anderer Professoren. Das spielt dabei aber nur eine untergeordnete Rolle. Die Fach-Blogosphere hat jedenfalls m.E. mehr Format als es Stammtische oder der heimische Küchentisch haben. Das untereinander austauschen, informieren, auch einmal desinformieren ist unter dem Strich besser als keine oder einseitige Informationen zu haben. You can’t put Pandora back in the box — und es ist gerade bei Geistes- und Sozialwissenschaften vielleicht ganz nützlich wenn Fachautoren/Fachleute, Wissenschaftler, ein Feedback einer größeren Menge von Menschen bekommen. So partizipieren die Fachleute von der „Schwarmintelligenz“ und das Volk bekommt etwas mehr Einblick und mehr Gefühl dafür wie komplex solche Vorgänge sind und wie schwierig es ist taugliche Maßnahmen für Problemstellungen zu finden.

Die Blogosphere kann Fachjournale nicht ersetzen, soll sie auch nicht. Es hat jedoch sicherlich auch statistisch gesehen einen Reiz wenn man anstelle von 100 Fachidiotenleuten auch noch 500 Fach-Blogger und mit diesen dann 5000 nicht-nur-Fach-Kommentatoren erreicht. Auch und gerade wenn dabei viele falsche Annahmen dabei sind und Irrtümer die Runde machen ist die Wahrscheinlichkeit das man auch positive Kritikpunkte und Anregungen erhält sehr groß.
Das Risiko das sich fairy-tales und populäre Irrtümer halten ist zwar gegeben. Aber letztlich halten sich eben gerade solche auch bei den Fachleuten selbst. Anderenfalls müssten Blogger nämlich derzeit nicht über Sinn-Krisen der Ökonomie (oder besser: der Ökonomen) schreiben.

Update:
Wie Herr Krieg in seinen fünf Thesen schreibt existiert diese Frage- und Problemstellung auch in Bezug auf Lawblogs. Insbesondere erscheint erwähnenswert dass ein Gefälle zwischen den USA und Deutschland existiert was die Debattenkultur angeht. Interessant dabei ein Kommentar aus dem Kartellblog:

Zu 4.: Mir hat ein Jura-Professor kürzlich gesagt, Blogging sei “low class”. Da gibt es v.a. ein kulturelles (Elfenbeinturm-)Problem.

Und das deckt sich mit meinen obigen Ausführungen und auch persönlichen Erfahrungen. Chancenlos sind Blogs nicht, da teile ich Stadlers Ansicht. Die USA hat es besser…. aber auch dort steht die Diskussion wie gezeigt erst am Anfang.

Nachtrag zu weiteren Diskussionsbeiträgen anderer Blogs:
Im Telemedicus wird kommentiert das es nur etwa zehn des fachlichen Bloggens mächtige pro Themengebiet geben würde/könne. Das kann ich so nicht nachvollziehen. Viele, wenn nicht die meisten fachlich versierten könnten sehr wohl bloggen. Das kann man entgegen dem Fachwissen selbst durchaus erlernen und die Zahl der Fachkundigen ist zudem erheblich. Das gilt für jedes Gebiet und nicht nur in der Juristerei.

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