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Der Sinn des einfachen Weges

Ich habe gerade gelesen: „Ökonom Sinn fordert….„. Es hat ihn letztens auf Twitter ja ein Kolumnist gelobt und einen Sinneswandel von ihm als Qualitätsmerkmal gewertet. Das ist als solches schon richtig. Nur darf man bezweifeln wie nachhaltig solche Sinneswandel sind wenn die grundlegenden Überzeugungen in der Regel wohl doch die gleichen bleiben.

„Wenn ein Land mit dem Euro nicht zurechtkommt, weil es nicht mehr wettbewerbsfähig ist, sollte es besser selbst austreten.“
(HW.Sinn)

Worum geht es denn heute. Um den Austritt Griechenlands aus dem Euro natürlich. Viel zu hoch verschuldet, nicht wettbewerbsfähig etc. und deshalb wäre auch für das arme Land selbst ein Austritt und ein Marshallplan das richtige. Die „Schwarze-Peter“-Rolle des zahlenden und trotzdem schuldigen sei für Bayern und Baden-Württemberg… äh…. sei für Deutschland nicht das wahre. Darüber das analoges anwenden innerhalb eines Landes wie Deutschland zu „freiwilligem“ austreten mancher Bundesländer führen müsste habe ich mich bereits in früheren Blogbeiträgen geäußert.

Man muss schon überlegen was man mit einer gemeinsamen Währung möchte – eine gemeinsame Währung als solches oder ein Zusammenwachsen der Länder auch durch die Währung.

„Stärkere Aufwertungen könnte die Bundesbank jederzeit verhindern, indem sie ausländische Wertpapiere gegen eigene Währung erwirbt, ähnlich wie die Schweizer Notenbank es tat. Diese Wertpapiere träten dann an die Stelle ihrer ziemlich wertlosen Target-Forderungen im heutigen System. So gesehen gäbe es technisch gesehen allerlei Vorteile.“

Man macht sich etwas vor wenn man zwar keinen Cent zahlen, aber nicht gleichermaßen wirtschaftskräftige (Bundes-)Länder in einem Währungsverbund haben möchte. Gut, angemerkt: Sinn und andere Liberale (auch liberale Ökonomen) wollten natürlich von Beginn an mit niemand schwächeren einen Verbund eingehen oder gar etwas zahlen. Das geht m.E. gegen liberale Ziele. Danach gerechnet würden heutige Staaten jedoch so auch nicht existieren oder wären schon längst wieder zerfallen (eine Wiedervereinigung wäre unmöglich gewesen). Diese ideologisch begründete und (natürlich!) ökonomisch begründbare Grundhaltung ist leider häufig anzutreffen. Es ist mühsam andere welche keine Milliardäre sind mit durchzufüttern. Gar ein Konstrukt zu entwerfen welches andere auf den gleichen Standard hievt ist noch viel schwerer. Einmal erreicht ist es dann immer wieder ein Kraftakt das Konstrukt welches über die Jahre gesehen mal den einen mal den anderen mal Beide etwas kostet auch zu halten. Nicht zuletzt sondern zuvorderst kann man auch dabei Länderfinanzausgleich und kommunalen Finanzausgleich in Deutschland heranziehen sowie die Verteilungskämpfe bei Bund, Länder und Kommunen untereinander betrachten.

Und Sinneswandel, welch Wortspiel in Bezug auf HW Sinn. „Wertlose Target-Forderungen“, da sind sie (schon) wieder. Der Tausch zwischen griechischen Banksicherheiten (welche die Target-Salden besichern) zu Wertpapieren soll es richten. Was genau kommt denn dann dabei heraus? Dann würde „den Deutschen“ in diesem Gedankenkonstrukt wenigstens die Griechischen (Pleite-)Firmen und Immobilien sicher gehören. Zumindest bis das Aufwertungs-Stop-Limit erreicht wird. Wir sind nicht die Schweiz, Sinns Vergleich hinkt was die Volumen angeht. Zudem ist das ganze nicht eine kurzfristige Überbrückung sondern eine dauerhafte Angelegenheit. Ohne Transfers und ganz andere Hilfen läuft dies ebenso ins uferlose wie es Kredite tun würden.

„Marshallplan“ – eine gute Idee. Weshalb nur wird so etwas nach einem Austritt gedacht, gewissermaßen als goldener Handschlag? Setzt man die positive Wirkung eines Marshall-Planes als gegeben, dann kann er auch innerhalb eines Währungsgebietes erfolgen. Wirkt er nicht, was hat das ausloben dann für einen Beweggrund? Kein Marshallplan der Welt hätte Ostdeutschland geholfen – mit oder ohne Währungsbeitritt. Wir selbst bekommen es nicht einmal über Jahre/-zehnte hin Kohlebergbau im Ruhrpott und Werftenkrise im Norden zu kompensieren. Diesen Bundesländern, einst so reich wie heutzutage BW und BY, geht es nach wie vor nicht mehr so gut wie früher.

Man kann sich von Problemen scheinbar einfach trennen. Nach mir die Sintflut. Der (oder dieser HW?) Sinn dieser einfachen Wege erschließt sich mir innerhalb einer Welt in welcher volkswirtschaftlich nur scheinbar jeder vor sich hin wirtschaftet nicht. Wenn weltwirtschaftlich etwas schief läuft werden einzelne Länder verantwortlich gemacht, ganze Regionen. Wenn etwas droht so ausgelegt zu werden das man selbst Handlungsbedarf hat oder wie hier gar auch noch etwas zahlen soll heißt es „jeder für sich“. Volkswirtschaft endet nicht an Landesgrenzen. Womöglich sollte man sich dessen einmal bewusst werden und schlüssige Argumentations- und Handlungsstränge entwerfen. Wenn nicht steht man bei der nächsten Weltwirtschaftskrise wieder an der gleichen Stelle. Die BWL-Sicht das man nichts falsch gemacht hat wenn nur das eigene Bankkonto gefüllt ist funktioniert so einfach nicht wenn man volkswirtschaftliche Sichtweisen hinzu nimmt. Da lohnt es sich nämlich (sinngemäß) mehr wenn alle ein gefülltes Bankkonto besitzen.

Einfaches Denken ist in. Leider in Krisen regelmäßig (und nicht als einziges) mit inflationärer Tendenz. Nicht schönreden darf man jedoch dabei diejenigen welche blind und taub darauf los marschieren Marke „das wollen wir politisch so und es wird schon werden“. Manche Dinge entwickeln sich eben nicht automatisch nur durch reines Wollen. Das gilt insbesondere für den Bereich der Ökonomie. Blindes Wunschdenken ist dort besonders fatal mit z.T. schlimmen Auswirkungen für die Menschen.

Diskussionen

2 Gedanken zu “Der Sinn des einfachen Weges

  1. Schön und klar gesagt. In Prinzip müssten wir hier in Baden-Württemberg den Stadtstaat Berlin zum Teufel jagen. Strukturschwach, überschuldet, 20% der Bevölkerung auf Hartz IV. Seht hierzu zum Beispiel den Artikel vom 24.5.2011 im „Tagesspiegel“ mit dem Titel „Verschuldung: Wie viel Griechenland zeigt sich in Berlin?“

    http://www.tagesspiegel.de/politik/verschuldung-wie-viel-griechenland-zeigt-sich-in-berlin/4214866.html

    Wenn man einen gemeinsamen Währungsraum schafft, kann dies niemals nur ökonomisch begründet sein.

    Der Euro war als eine Art „Bindemittel“ für das neu zu schaffende gemeinsame Europa gedacht. Er sollte die europäischen Länder definitiv und für immer zur Einheit zwingen.

    Und der Euro wurde leider fehlerhaft konstruiert. Aber Leute, die Monat für Monat „durchrechnen“, ob sich der Euro noch lohnt und dann zum Beispiel lauthals den Rausschmiss der schwachen Länder (wie Griechenland) fordern, verkennen einfach den Grundcharakter eines gemeinsamen Währungsraums und einer gemeinsamen Währung. Ebenso kurzsichtig wäre es, wenn Deutschland einfach panikartig aus dem Euro austreten würde.

    Der Dollar steht für die USA, die D-Mark stand für Deutschland. Wofür steht nun im Moment der Euro? Anscheinend nur für ein Bündel mittlerweile völlig verstrittener Länder. „Ideell“ ist der Euro im Moment so gut wie tot. Das ist die Wahrheit. Der Euro eint Europa jetzt nicht mehr, sondern reißt die europäischen Länder mittlerweile massiv auseinander, ökonomisch, politisch und sozial. Der Euro wird erst wieder Sinn ergeben, wenn die europäischen Politiker sich wieder auf ein gemeinsames Europa besinnen, für das manchmal auch Opfer gebracht werden muss und Solidarität im Vordergrund zu stehen hat. Mal sehen, wann Hans-Werner Sinn diesen Sinn Europas und des Euros erfassen wird. Bisher hat er mich nicht wirklich überzeugt.

    Und mit einigem Glück wird sich dann der Euro irgendwann auch wieder wirtschaftlich lohnen. Bis zum Jahre 208 sind ja auch die Deutschen mit dem Euro wirklich nicht schlecht gefahren. Und die anderen europäischen Länder eigentlich auch nicht. Jetzt gilt es schon seit geraumer Zeit, die Fehler in der Eurokonstruktion möglichst intelligent zu beheben. Und ohne europäischen Gemeinsinn und ohne Solidarität wird dies nicht möglich sein.

    Verfasst von Dr. phil. Klaus Gauger | Mai 6, 2013, 4:11 pm

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